Tag 19 Wien - Magadan: Kein Glück mit den Fähren

Um es in der geplanten Zeit nach Magadan zu schaffen, musste ich heute Khandyga erreichen. Das waren insgesamt nur etwa 600 km - davon 400 km auf Schotterstraßen - allerdings beinhaltete die Route 2 Fährüberfahrten über den mächtigen Yakutia River.

Hier einmal zwei Karten zur Übersicht: Die roten Punkte der ersten Karte zeigen den Teil der noch vor mir liegt.


Die zweite Karte zeigt die unterschiedlichen Routen des Kolymna Highways, hierzulande besser bekannt als die "Road of Bones". Die rote Strecke bis Khandyga sollte keine großen Probleme bereiten. Der zweite Teil (rosa) bis Kyubyume ist der landschaftlich schönste Teil und fahrtechnisch nur bei schlechtem Wetter schwierig. Hier muss man sich entscheiden. Die grüne Strecke über Tomtor ist die klassiche "Road of Bones" Diese Route wird kaum noch benutzt. Maximal Abenteurer und ansässige Jäger verirren sich hierher. Entsprechend schlecht ist der Zustand: Wilde Flüsse, endlose Sümpfe. Die letzten  100 km der Strecke nach Khandygar gelten als nahezu unpassierbar. Alternativ dazu wurde in den letzten Jahren die Straße über Ust Nera gebaut (lila). Sie wird von Lastwagenfahrern genutzt die Rohstoffe zum Hafen nach Magadan bringen. Diese Straße sollte keine großen Probleme bringen. Die letzten 150 km vor Magadan sind dann sogar wieder asphaltiert.


Ein paar Wikipedia Fakten über den Kolymna Highway:

The M56 Kolyma Highway is a road through the Russian Far East. It connects Magadan and Yakutsk. The length of the original road via Tomtor is about 1,900 km (1,180 mi). Locally, the road is known as Trassa or Kolymskaya trassa since it is the only road in the area and therefore needs no special name to distinguish it from other roads. The bulk of the Kolyma Highway, the sections between Khandyga and Magadan, is often referred to as the Road of Bones.

It was constructed in the Joseph Stalin era of the USSR by Dalstroy construction directorate. The first stretch was built by the inmates of the Sevvostlag labor camp in 1932. The construction continued (by inmates of gulag camps) until 1953. The road is treated as a memorial, because the bones of the people who died while constructing it were laid beneath or around the road.

Wie gesagt: Ich wollte früh starten. Aber in Russland ist das nicht so einfach. Du kannst nicht einfach gehen ohne dich ausführlich von JEDEM zu verabschieden - auch wenn du das schon am Vortag getan hast. Wir trafen uns alle zusammen vor Toms Hotel.

Sogar ein Priester war auf einmal da: "Aha", dachte ich mir - eine Motorrad Weihe. Gut, kann ich sicher gebrauchen. Aber der Priester machte nur ein paar Fotos mit mir und verschwand dann wieder. 


Natürlich habe wir mit dem herumgetrödle dann die Fähre verpasst. 


Das Schild sagt: "Die Toilette ist am Ufer" Na super!

Wer ist jetzt der König der Welt?

Bis wir schließlich auf der anderen Flussseite waren, war es Mittag. Ich beschloss mich wieder von den anderen zu Trennen und meinen eigenen Rhytmus zu fahren. So nett es war alle kennen zu lernen, so gerne fahre ich eben auch alleine und mein eigenes Tempo. Vor allem weil ich noch 400 km bis zur nächsten Fähre vor mir hatte, die ich unbedingt erwischen musste.

Die Fahrt selbst war recht ereignislos aber das Wetter und die Laune waren gut. 




Wegen dem Permafrostboden sind die Gräber hier oberirdisch.


Ich erreiche die Fähre gegen 18 Uhr und verpasse sie um 5 Minuten. Im hintergrund sieht man sie noch fahren. Die nächste Fähre geht erst um 20:00 Uhr. Die Fährüberfahrt dauert 2 Stunden. Danach brauche ich noch eine Stunde bis Khandyga. Ich sollte also gegen 11 am Abend den Ort erreichen. 

Wer aber bisher schon ein bisschen aufgepasst hat, weiß was jetzt kommt: Genau! eine Zeitzone. Und zwar mit 2 Stunden Zeitverschiebung. Die Fähre legte also erst um Mitternacht am anderen Ufer an. 



Wie ihr wisst, habe ich Angst vor Wasser. Wass ihr noch nicht wisst ist, dass ich auch Angst vor Hunden habe. Blöde Kombination.


Außerdem zog ein Gewitter auf. Und als wir um Mitternacht am Ufer anlegten war es stockdunkel und es wütete ein wildes Gewitter mit Blitzen, Donner und starkem Regen und es war eiskalt. Die 100 km nach Khandyga waren eine unglaubliche Herausforderung. Ich konnte nichts sehen und musste über eine von Schlaglöchern übersähte, schottrige und gleichzeitig schlammige Straße. 

Ich hatte riesen Angst zu stürzen und im Wald neben der Straße zu erfrieren. Oder ich bleibe auf der Straße liegen und werde einfach von einem Trück überfahren. Zelten war in dieser Sumpfigen Gegen unmöglich, Ich musste es irgendwie nach Khandyga schaffen. Also beschloss ich nicht zu stürzen, nahm alle meine Konzentration und meinen Mut zusammen, manchmal schleuderte es mich so, dass ich die ganze Straßenbreite brauchte um das Motorrad wieder einzufangen- Und schließlich erreichte um 1 Uhr Früh Khandyga, ein kleines Kaff im Nirgendwo.

Aber was tun um 1 Uhr Früh in einem verlassenen Dorf? Ich war nass bis auf die Knochen und frohr. Ich sah eine Tangstelle und beschloss dort bei einem Unterstand zu Zelten, aber der Wunsch nach einem Dach über dem Kopf war so groß, dass ich einfach an die nächste Türe klopfte. Niemand öffnete. Ich ging zum nächsten Haus. Es sah nicht aus wie ein Hotel - nur wie ein normales Haus. Aber die Tür war offen und auf einem Zettel stand in russischer Schrift: "Klopf im ersten Stock an der zweiten Türe von Links" oder sowas in der Art. Dat tat ich. Eine nette ältere Dame öffnete und gab mir ein Zimmer - sogar mit Dusche. Was bin ich doch für ein Glückskind. Aber an diesem Tag zeigten sich schon die Probleme, die auftauchen, wenn du unter Zeitdruck stehst.





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